Die uns bei der Buchung ansprechende Beschreibung mit Bildern des Ferienhauses bestätigte sich vor Ort leider nur bedingt. Stimmig war vor allem die ruhige Lage des Hauses mit der grossen Grünfläche ums Haus, die von schönen, grossen Laub- und Nadelbäumen begrenzt wird. Die eindrückliche nordische Natur und Tierwelt mit ihren Hasen, Füchsen, Igeln und Vögeln konnten wir hier in unmittelbarer Nähe erleben. Auch die vom Haus aus nicht sichtbare Küste zur Ostsee liegt nur gerade 200 Meter entfernt. Vom Wellengang geformte, sehr eindrückliche Raukars gibt es in der näheren Umgebung wandernd zu erkunden. Vor allem der starke, teils stürmische Wind und das wechselhafte Wetter hielten uns stets auf Trab. Auch hätten wir uns während den 3 Wochen eine etwas wärmere Zeit gewünscht; die Kühle der mehrheitlich nur gerade 14 bis 15 Grad warmen Tage war doch gewöhnungsbedürftig. Bei solchen Temperaturen standen uns die hohen Nadelbäume abends viel zu früh vor der Sonne. Für Ferien im Frühjahr wäre eine Öffnung des Gartens nach Westen hin doch sehr wünschenswert. So blieb uns nur der neidische Blick zu unseren Nachbarn hinüber, die es sich vor ihren Häusern in der Abendsonne sitzend gemütlich einrichten konnten …
Beim genaueren Hinschauen fanden wir ein schmutziges und unordentliches Haus mit teils alten, vergammelten Einrichtungsgegenständen und Wohnungsutensilien vor. Eine Situation, die dem bezahlten Mietpreis und somit auch unseren Erwartungen in keiner Weise entsprach. So stellten wir uns nach unserer Ankunft rasch die folgenden Fragen: Wann wurden die Böden, die Kästen in der Küche, der Kühlschrank, die Ablagen im Bad, die Regale im Wohnzimmer und die Fenster des Hauses das letzte Mal mit Wasser und Lappen gründlich gereinigt? Wann war hier letztmals eine ordnende Hand im Haus?
An der gelben Farbe der Überzüge der Kissen und Bettdecken war gut abzulesen, dass diese in den Schlafräumen bereits jahrelang ihren Dienst geleistet haben. So war es für uns nicht erstaunlich, dass auch die im vor Dreck strotzenden, unordentlichen Geräteschuppen vorgefundenen Liegestühle bereits ins Alter gekommen sind und wo der Dreck auf den Stühlen massive Spuren hinterlassen hat. Das gleiche gilt für die in der Wohn-/Essküche auf dem Boden gestapelten, zwar neueren Abdeckkissen für die Aussenstühle. Der gut gemeinte Hinweis des Vermieters erschien uns nun fast schon höhnisch zu sein, dass - mangels geeigneter Reinigungsdienste in der Umgebung von Slite - wir Mieter (also meine Frau und ich) die Wohnung nach unserem dreiwöchigen Aufenthalt selbst reinigen und wieder in einem sauberen und ordentlichen Zustand den nächsten Gästen hinterlassen sollten.
Ganz allgemein gilt, dass wir im Haus zuerst nicht wussten, wo wir Platz für die mitgebrachten Lebensmittel, die Kleider, die heute üblichen, vielen Toilettenartikel, den Haartrockner, die Reiseunterlagen und die Bücher, die mitgebrachten elektronischen Geräte, die Schuhe und die Jacken finden sollten. Im Haus sind die wenigen verfügbaren Ablagen und Stauräume zumeist vom Vermieter belegt. Einen zur Nutzung einladenden Kleiderschrank gibt es leider nicht. Zum Glück konnten wir einen der beiden kleinen Schlafräume zur "Ankleide" umfunktionieren. Die beiden Betten, belegt mit unseren Koffern und Kisten, dienten uns als improvisierte "Kleiderablagen". Die raumtrennende Vorhangstange hin zum Wohnzimmer wurde zweckentfremdet zu einem voll beladenen Kleiderständer. Was wäre wohl gewesen, fragten wir uns, wenn wir das Haus komplett belegt hätten? Für uns undenkbar, bei Betten für 4 Personen im Haupthaus und für je 2 Personen in den beiden kleinen Nebenhäusern.
Die für zwei Personen ausreichend grosse und von uns viel genutzte Wohn-/Essküche hat uns gut gefallen; es sind alle erforderlichen Geräte und Utensilien vorhanden; die Einrichtung ist praktisch; neben dem mangelnden Stauraum für mitgebrachte Küchenutensilien und Esswaren gibt es in der Küche nur den schlechten Zustand der Pfannen, den nicht mehr brauchbaren Bräter für den Ofen, den nicht sehr reinlich angetroffenen Kühlschrank und einige ins Alter gekommene Küchenutensilien (wie z.B. den Kartoffelschäler) zu bemängeln. Wir haben uns mit eigenen mitgebrachten und einigen in Vispy angeschafften Ersatzgeräten und Utensilien jedoch gut behelfen können.
Nachdem wir am Ankunftstag bis spät abends überall reinigend, aus- und aufräumend im Haus unterwegs gewesen waren, wurde die Situation für uns doch noch annehmbar. Der Vermieter zeigte sich aus der Ferne seines Wohnsitzes in Uppsala nach unserer ersten heftigen telefonischen Reklamation seinen eingeschränkten Möglichkeiten entsprechend hilfsbereit. So wurden uns nach einer Woche neue Kissen und Decken von einem Möbelgeschäft in Vispy geliefert. Auch auf andere Fragen ging der Vermieter jeweils ohne Verzug rasch ein und sorgte für Klärung. Trotz allem wurden wir den Eindruck nie los, dass mit dem doch schon ins Alter gekommenen Ferienhaus vor allem noch gutes Geld mit den Touristen verdient werden soll. Wie wir im Gespräch mit von der Höhe des Mietpreises überraschten Gotländern in Erfahrung bringen konnten, darf der Preis als «sehr hoch» bezeichnet werden. Dies gilt im Speziellen für die Vorsaison in Gotland, wenn nur wenige Häuser von Touristen belegt sind.
Das Haus ist für 60+-Paare, wie wir es sind, einfach zu eng; so ist beispielsweise der Einstieg ins einzige Doppelbett im Haus nur von einer Bettseite her möglich. Das Bett alleine ist schon raumfüllend, was für eine Person zu störenden Kletterpartien in der Nacht – z.B. bei unvermeidlichen Toilettengängen – führte. Dasselbe gilt für das tägliche Herrichten der Betten. Dabei sind uns die eng gesteckten Grenzen unserer körperlichen Beweglichkeit immer wieder deutlich aufgezeigt worden.
Dass wir die Bettwäsche und die Frottierwaren für das Bad selbst mitbringen mussten, spricht zum Abschluss ebenfalls für sich. Für uns Kontinentaleuropäer kommt somit nur eine weite Anreise mit dem eigenen Fahrzeug in Frage. Zum Glück hat die Waschmaschine sehr gut funktioniert - die Wäscheleinen haben wir vor dem Haus selbst gespannt. Bäume waren ja genügend vorhanden.